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Persönlicher Kommentar

Anpassung an das Leben bei 36 Grad

36 Grad, und es wird noch heißer
Mach den Beat nie wieder leiser
36 Grad, kein Ventilator
Das Leben kommt mir gar nicht hart vor …

Im Songtext „36 Grad“ von 2Raumwohnung (Lyrics) kann die Band 2007 die Sommerhitze offensichtlich noch in vollen Zügen genießen. 2023 jedoch ist alles anders: An einem dieser Hitzetage, an denen gerade ein Temperaturrekord den nächsten jagt, an denen Grundwasser versiegt und Ernten an den Ähren verdorren und an denen der Gesundheitsminister darüber sinniert, wie er Älteren das Überleben in der Hitze sichert, verabschiedet unsere Bundesregierung erstmals ein Klimaanpassungsgesetz (endlich, könnte man jetzt kommentieren) – aber sofort streiten Kommunen, Länder und Interessenvertreter, wer dies bezahlen soll.

Klare Antwort: Wir alle!

Allzu lange nämlich haben wir es versäumt, uns ordentlich auf den Klimawandel vorzubereiten, ihn ernst zu nehmen und uns – wenn wir schon beim Verhindern der Erderwärmung versagen – wenigstens vernünftig anzupassen. Das gilt übrigens nicht nur für uns Menschen: Das muss in gleicher Weise auch für alle Tiere und Pflanzen geschehen, denen wir das Überleben auf dem immer wärmeren Planeten unmöglich machen. Derlei Versäumnisse bestraft das Leben. Jetzt präsentiert uns die Natur ihre Rechnung. Und die ist immens.

Das neue Gesetz soll die Vorsorge für Klimafolgen gesetzlich verankern. Städte, Gemeinden und Landkreise müssen endlich Konzepte schreiben, wie sie sowohl Dürren begegnen als auch Fluten zähmen wollen. Sie müssen für Schatten in Städten sorgen und ihren Bewohnern ausreichend Trinkwasser garantieren. Die Pläne sollen die Behörden alle vier Jahre mit der Realität abgleichen und, wenn nötig, aktualisieren. Das aber ist Aufwand. Es kostet Geld. Bis 2030 schätzungsweise 55 Milliarden Euro. Und es werden dafür über 16.000 zusätzliche Stellen in Verwaltungen benötigt. In vielen Kommunen diskutierte man ÖDP-Forderungen nach Hitzeaktionsplänen jahrelang ergebnislos. Viele Verwaltungen blieben untätig.

Ein Schelm ist freilich, wer ob des Vorhabens an das geltende Klimaschutzgesetz erinnert, das die Ampel erst erlassen schon wieder verwässert hat, indem sie die dort verankerte Pflicht zur Nachbesserung aufgeweicht und auf alle Ressorts verteilt hat, als der Verkehrsminister seine Hausaufgaben rundweg verweigerte. Als Vorbild für die Klimaanpassung taugt solches Verhalten mitnichten.

Jeden Tag, den wir heute nicht handeln, büßen wir morgen

Wir sollten das Vorhaben ernst nehmen. Denn der Klimawandel ist ein dynamischer Prozess. Seine Hitzekurve dürfte sich eher zuspitzen als abflachen. In der Logik folgt daraus: Jeden Tag, den wir heute nicht handeln, büßen wir morgen. Es macht auch wenig Sinn, die Verantwortung auf andere Ebenen zu verschieben – vom Bund auf die Länder, auf die Kommunen, auf die Bürger. Jede und jeder sollte jetzt und gleich an der Position, an der sie und er jetzt gerade steht, aktiv sein: Mitdenken und vor allem mit anpacken ist das Gebot der Stunde. Und einer Partei, deren Stärke die lokale Verwurzelung ist, kommt in diesen Zeiten sogar eine Schlüsselrolle zu. Nehmen wir die (grüne) Bundesumweltministerin beim Wort, wenn Steffi Lemke sagt: „Für eine wirkungsvolle Vorsorge sollen möglichst flächendeckend, insbesondere auf lokaler Ebene, Anpassungskonzepte und Maßnahmenpläne auf der Grundlage von Risikoanalysen erstellt werden.“

Hier besitzt die ÖDP Gestaltungsmacht. Zeigen wir, dass wir sie verantwortungsvoll nutzen. Denn wenn es im Song „36 Grad“ heißt, man solle „... alles und mehr als ihr könnt...“ geben, sollte das unsere Handlungsmaxime sein.

Autor/in:
Gerd Pfitzenmaier
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