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Persönlicher Kommentar

Fair steht Dir: Menschenrechte und Nachhaltigkeit in der Textilindustrie

Derzeit findet wieder eine „Faire Woche“ (vom 16. bis 30. September 2022) statt – in diesem Jahr unter dem Motto „Fair steht dir. #fairhandeln für Menschenrechte weltweit". Die Aktionswoche dreht sich um menschenwürdige Arbeitsbedingungen und nachhaltiges Wirtschaften in der Textil-Lieferkette.

Noch immer ist uns der Einsturz einer Textilfabrik in Bangladesch vor neun Jahren im Gedächtnis: Ein Unglück, bei dem über 1.100 Menschen starben. Die Arbeitsbedingungen in der Textilindustrie sind leider weiterhin so schlecht wie in kaum einer anderen Branche, auch wenn es positive Entwicklungen wie ein zunehmendes Bewusstsein der Konsumentinnen und Verbraucher gibt. In Bangladesch beispielsweise liegt der Mindestlohn bei 89 Euro im Monat, dafür schuften Näherinnen rund 16 Stunden am Tag.*

Eines der gravierendsten Probleme in der Modeindustrie heißt „Fast Fashion“: Während es früher nur zwei Mode-Kollektionen pro Jahr gab, sind es heute manchmal über 20, so die Verbraucherzentrale Hamburg. Jede und jeder Deutsche kauft heute laut Greenpeace durchschnittlich 60 neue Kleidungsstücke im Jahr, trägt sie aber nur noch halb so lange wie vor 15 Jahren.*

Auch die Europäische Kommission hat mittlerweile der Fast Fashion den Kampf angesagt. Dazu wurde Ende April 2022 ihre Strategie für nachhaltige Textilien veröffentlicht. Sie enthält Maßnahmen für die Textilindustrie im Rahmen des Green Deals: „Bis 2030 sind die in der EU angebotenen Textilien langlebig und wiederverwertbar. Sie bestehen zu einem großen Teil aus recycelten Fasern und sind frei von gefährlichen Stoffen. Zudem werden sie unter hohen sozialen und ökologischen Standards hergestellt.“**

Problematisch ist allerdings weiterhin das Outsourcing. Durch verbesserte Arbeitsschutzgesetze, Umweltschutzmaßnahmen oder höhere Löhne in Europa steigen die Produktionskosten, weshalb Firmen ihre Produktionsstandorte in billigere Länder verlegen. Aus Kostengründen verzichten die Unternehmen dort auf Arbeits- und Umweltschutzmaßnahmen, obwohl sie gefährliche Chemikalien verwenden. Die Folgen sind Gesundheitsschäden und kontaminierte Gewässer und Abfälle aus den Fabriken. Ganze Regionen werden so geschädigt.

Beispielsweise wird ein großer Teil der weltweit hergestellten Dünger und Pflanzenschutzmittel allein für den Baumwollanbau verwendet. Nachhaltige Modelabels verwenden für Öko-Kleidung vor allem Bio-Baumwolle, die ohne synthetische Dünger und Pflanzenschutzmittel auskommt, und setzen auch in der weiteren Verarbeitung für nachhaltige Mode deutlich weniger Chemie ein.

Um diesen internationalen Zusammenhängen gerecht zu werden, setzt sich die ÖDP dafür ein, dass Freihandelsabkommen wie CETA gekündigt bzw. Verhandlungen gestoppt und durch wirklich faire Abkommen ersetzt werden, die z.B. keine Umwelt- und Tierschutzstandards verwässern. Außerdem fordert sie ein Lieferkettengesetz, das Unternehmen für Ausbeutung, Menschenrechtsverletzungen, Treibhausgasemissionen und Umweltzerstörung im Herstellungsprozess ihrer Waren verantwortlich macht, egal, wo auf der Welt sie verursacht werden.

Für die Verbraucherinnen und Konsumenten ist es natürlich wichtig, dass sie überhaupt erkennen können, welche Kleidung tatsächlich nachhaltig produziert wurde. Leider gibt es bislang kein einheitliches Gütesiegel in der Branche; Bezeichnungen wie „bio“, „öko“ oder „fair“ sind für Mode nicht geschützt. Vertrauenswürdige Zertifizierungen für faire, ökologische und giftfreie Kleidung sind beispielsweise vom Internationalen Verband der Naturtextilwirtschaft (IVN) und der Global Organic Textile Standard (GOTS). Weitere Infos dazu wie auch Beispiele für nachhaltige Modelabels findet ihr unter https://utopia.de/bestenlisten/modelabels-faire-mode/

Generell gilt: Lieber weniger und dafür Kleidung mit höherer Qualität und damit auch längerer Haltbarkeit kaufen. Und Second-Hand-Läden, Flohmärkte oder Kleidertauschbörsen nutzen macht Spaß und ist gut für das Kreislaufsystem. Auch alte Teile umzugestalten und umzufunktionieren liegt im Trend. 

Für alle Interessierten: Veranstaltungen, die im Rahmen der „Fairen Woche“ in ganz Deutschland angeboten werden, sind hier gelistet: https://www.faire-woche.de/kalender/kalender

Und über Bio-Baumwolle könnt ihr euch hier informieren: https://zeit---geist.de/magazin/bio-baumwolle/

*https://www.geo.de/natur/nachhaltigkeit/fast-fashion--wie-verbraucher-sie-erkennen-30496558.html

**https://environment.ec.europa.eu/publications/textiles-strategy_de (nur auf Englisch verfügbar)

Autor/in:
Anja Kistler
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