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Persönlicher Kommentar

Fake Science: Zwischen echter Expertise und selbsternannten Fachleuten unterscheiden!

Laut dem jährlichen Wissenschaftsbarometer vertrauten im Jahr 2023 mehr als die Hälfte der Deutschen Wissenschaft und Forschung. Allerdings waren es diesmal nur noch 56 Prozent; in den Vorjahren noch über 60 %. Nach Altersstufen gaben 76 % der unter 30-Jährigen an, eher oder voll und ganz in Wissenschaft und Forschung zu vertrauen, bei den über 60-Jährigen waren es 46 Prozent.

Das Wissenschaftsbarometer fragt auch nach der Rolle der Wissenschaft bei politischen Entscheidungen. Etwa zwei Drittel der Befragten sind der Meinung, dass politische Entscheidungen auf wissenschaftlichen Erkenntnissen beruhen sollten.

Dennoch zeigt sich, nicht nur beim Thema Klimawandel, gerade in Krisenzeiten eine zunehmende Diskrepanz zwischen vertrauenswürdigen Meldungen und Personen, die sich lediglich als Experten in einem Fachgebiet ausgeben. Und nicht immer ist schnell klar, ob die, die sich äußern, auch wirklich seriös sind. Nicht nur Fachfremden fällt die Beurteilung manchmal schwer.

Der Wissenschaftsjournalist Holger Wormer hat in seinem Buch „Endlich Mitwisser“ u. a. eine Checkliste erstellt, die eine Überprüfung von Fachleuten erleichtern kann. Sie enthält z. B. die Frage nach der Institution, an der ein Wissenschaftler tätig ist bzw. seinen Abschluss gemacht hat, nach Publikationen einer Expertin und dem Impressum der Seite mit den Veröffentlichungen. Hat die Person z. B. bereits Forschungspreise gewonnen? 

Komplexe Zusammenhänge sind nicht immer einfach erklärbar

Einfacher ist es, sich auf professionellen Wissenschaftsjournalismus zu verlassen. Allerdings: Die meisten Laien wünschen sich Sicherheit und eine möglichst einfach zu verstehende Allgemeingültigkeit von Aussagen. Nur sind komplexe Zusammenhänge (wie eben der Klimawandel) häufig nicht so einfach zu erklären.

In einer Welt, in der sich Desinformation dank digitaler Medien so schnell verbreiten kann, ist es wichtig, die Qualifikationen, Methodik und Übereinstimmung mit dem wissenschaftlichen Konsens zu prüfen, um die Expertise einzelner Personen bewerten zu können. Durch die Anwendung folgender Kriterien kann man selbstbewusster durch die wissenschaftliche Landschaft navigieren:

Qualifikationen und Ausbildung: Echte Wissenschaftler haben in der Regel einen soliden Bildungshintergrund und relevante Qualifikationen in ihrem Fachgebiet. Suchen Sie nach Abschlüssen von renommierten Institutionen und einer Erfolgsbilanz akademischer Leistungen.

Peer-Review-Veröffentlichungen: Echte Wissenschaftler tragen zur wissenschaftlichen Gemeinschaft bei, indem sie ihre Forschung in Fachzeitschriften veröffentlichen. Diese Veröffentlichungen unterliegen einer rigorosen Prüfung durch andere Fachleute auf dem Gebiet, um die Zuverlässigkeit und Gültigkeit der Forschung sicherzustellen.

Konsens innerhalb der wissenschaftlichen Gemeinschaft: Wissenschaftliches Wissen basiert auf Konsens, wobei Experten sich kollektiv auf etablierte Prinzipien und Theorien einigen. Echte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler neigen dazu, sich mit dem Konsens in ihrem Fachbereich zu identifizieren, während sich falsche Experten häufig mit Außenseiter-Ideen zu profilieren suchen.

Transparente Finanzierungsquellen: Beachten Sie die Finanzierungsquellen, die mit der Arbeit eines Experten verbunden sind. Um die Transparenz in der Forschung zu wahren, sind oft ihre Finanzierung und mögliche Interessenskonflikte angegeben.

Spezialisierung und Expertise: Seien Sie skeptisch gegenüber Personen, die behaupten, Experten in mehreren nicht verwandten Bereichen zu sein oder keinen klaren Fokus haben.

Wissenschaftliche Methodik: Authentische Expertinnen und Experten halten sich an die wissenschaftliche Methode, einen systematischen Ansatz zur Untersuchung, der das Bilden von Hypothesen, Durchführen von Experimenten und Analysieren von Ergebnissen umfasst. Es reicht nicht, sich auf anekdotische Beweise, persönliche Meinungen oder selektierte Daten zu stützen.

Autor/in:
Anja Kistler
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