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Persönlicher Kommentar

Nachdenken vor dem Reden erlaubt! Rückschau auf den Aschermittwoch

Die Wortattacken am Aschermittwoch sind zwar Tradition. Unseren Anstand sollten wir dennoch nicht an der Garderobe abgeben.

Einmal im Jahr Nabel der (Medien-)Welt sein. Im Rampenlicht stehen, statt im Abseits. Welchen Politiker und welche Politikerin lockt diese Aussicht nicht?

Jedes Jahr zum Ende der tollen Tage blickt (fast) ganz Deutschland nach Bayern, weil dort mit dem Schlussakt der Saison das tollste Schauspiel läuft. Dort zetern sie. Sie wettern unflätig, schimpfen auf anders Denkende und treten Gegner auch schonmal unter die Gürtellinie – dann ist der Showdown der Faschingssaison und in den Festzelten kämpft Blasmusik gegen das Getöse der mit Bierkrügen schunkelnden, bierseligen Polit-Interessierten. Manche Verbalattacke beschäftigt im Nachgang gar die Gerichte, die Festredner ficht das selten an. Sie kennen beim politischen Aschermittwoch kein Pardon.

Mehr als an Politik, die ja eigentlich dafür sorgen sollte, dass die Probleme der Menschen sich lösen lassen, ist das Publikum ohnehin meist an derben Ausfällen, Grenzüberschreitungen und Zumutungen interessiert, zu denen sich bei der Fasnet-Auskehr auch sich ansonsten eher honorige Zeitgenossen hinreißen lassen, um sich am (laut Eigenwerbung der CSU) „größten Stammtisch der Welt“ vor tobendem Publikum in Rage zu reden und so in Positur zu bringen.

Mahnung aus Österreich

In ohnehin aufgeheizten Zeiten, wenn Krieg und Krisen die Agenda setzen, wird diese „Tradition“ jedoch zunehmend suspekter. Das erkannte in unserem Nachbarland Österreich auch der dortige Bundespräsident Alexander Van der Bellen. Er reagierte prompt. Und richtig: Van der Bellen mahnte vor dem auch in der Alpenrepublik bekannten Gezeter der Politakteure eindringlich zur Mäßigung. Seine Worte: „Würden Sie das der Person, um die es geht, auch direkt sagen und ihr dabei in die Augen schauen? Schaden Sie diesem Menschen damit? Verletzen Sie diese Person damit? Haben Sie Ihre Behauptung, das Gerücht überprüft, gegengecheckt?"

Klar: Der Aschermittwoch gilt als Verlängerung der Ausnahmezeit. Da nehmen sich viele noch einmal das Recht heraus, über alle Stränge zu schlagen. Sei’s drum. Dennoch sollten die Gedanken des Hausherrn in der Hofburg zu Wien uns zur Mäßigung mahnen. Die bessere Politik ist nicht die, die am lautesten formuliert wird, sondern die, die den Menschen weiterhilft. Gerade in Turbulenzen gilt zudem, sie nicht zusätzlich anzukurbeln.

Politikerinnen und Politiker müssen auch Vorbilder sein. Das heißt auch, die eigenen Worte stets passend zu wählen.

Autor/in:
Gerd Pfitzenmaier
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