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Persönlicher Kommentar

Neues Verständnis: Rechte der Natur

Ein neues Miteinander und Rechtsverständnis - die Natur und ihre Rechte - eine Ökologisierung des Miteinanders und Rechts

Corinne Enders

Weltweit existieren Bewegungen, die Rechtsfähigkeit der Natur in den Verfassungen der Staaten zu verankern. In Ecuador und Bolivien ist dies schon geschehen. In anderen Ländern wurden Ökosystemen und Flüsse bereits Rechte zuerkannt, auch in Europa. Mehr als 500 Initiativen in über 45 Ländern sind im Gange.

„Das bestehende Rechtssystem kennt nur Subjekte mit Rechten - Menschen, Unternehmen, Staaten - und Objekte, über die verfügt wird“, so Hans Leo Bader, Mitglied des Vorstands der Deutschen Umweltstiftung. 1*)
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Die Natur kann ihre Interessen nicht vertreten und juristisch durchsetzen, solange sie nicht aus dem Status eines Dinges befreit wird, sondern zum Subjekt und damit rechtsfähig wird. Dann ist es möglich, ein Mitwirkungs- und ein Klagerecht für sie zu schaffen.

„Im Gegensatz zu juristischen Personen ist die Natur übergreifend, denn wir sind ein Teil von ihr.“ so Dr. Matthias Krammer, Lehrstuhl für Ethik, und Biowissenschaften an der Universität Tübingen *1). 

Die Rechte der Natur - die Natur - sind der große Schirm, aus dem sich der Schutz derselben, der Menschen, der Tiere, der Pflanzen, des Wassers, des Bodens, der Luft, der Atmosphäre, der Umwelt und der Arten ableitet.

Auf Bundesländer-Ebene ist die Zulassung eines Volksbegehrens in Bayern im Gange, so Hans Leo Bader *1). Kommunal existieren In Deutschland Pilotprojekte für die Rechte von Flüssen: Spree, Pader und Loisach. Das sind hervorragende Schritte „von unten nach oben“. 

Die Rechte der Natur wurden im Juni 2025 im Bundespolitischen Programm der ÖDP verankert, auch das ein wichtiger Schritt in der Bewusstmachung.

Für die Umsetzung, sie in Zivilgesellschaft, Recht und Politik zu verankern braucht es Perspektivwechsel. Es braucht die Einsicht, dass wir nur MIT der Natur die Krisen bewältigen. Sie für die Zukunft erhalten und das Regenerieren ermöglichen, und uns von der bloßen Ausnutzung der Natur loszusagen, sind der Kompass. 

Dies nicht als Einschränkung aufzufassen, sondern die Verbindung zwischen den Menschen und die Verbindung zu den Bedürfnissen der Natur wiederherzustellen, ist die für die Schaffung eines natur-gebundenen Staatsprinzips wichtig. Das Ziel: eine Ökologisierung des Rechts. Es werden viele Akteure an dem tiefen Verständnis beteiligt sein, von politischen und breiten gesellschaftlichen Debatten begleitet. 

„Rechte der Natur dienen letztlich dazu, den Menschen vor sich selbst zu schützen und ein gemeinsames Überleben auf dem Planeten zu ermöglichen.“ so Dr. Bernd Söhnlein, Rechtsanwalt, Gründungsmitglied des „Netzwerks Rechte der Natur“. *1)

Das Netzwerk „Rechte der Natur“ strebt die Verankerung im Grundgesetz an. Es bietet eine Fülle an Bildung und Kommunikation, Vernetzung und Dialog mit Wissenschaft, NGOs, Künstlern, Indigenen, Kommunen und internationalen Initiativen, die ich allen ans Herz legen möchte. Ein Netzwerk in alle Bereiche hinein, um ein neues Miteinander mit der Natur zu vollziehen. Die Natur als Mitwelt erfahrbar zu machen und Räume für diese neue Perspektiven zu schaffen, sind weitere Aspekte dieser Arbeit. Das Netzwerk versteht sich als Katalysator und wird allen, deren Neugier erwacht ist, eine großartige Quelle für weiterführende Informationen sein. 

„Es soll eine breite gesellschaftliche Debatte darüber angestoßen werden, wie sich ein neues Verhältnis zu Natur gestalten lässt.“ so Christine Ax, erste Vorsitzende des „Netzwerks Rechte der Natur“.*1)

Fragen stellen, Gespräche suchen, sich einbringen, sich vernetzen. 

Über den Mitweltschutz hinaus berühren die Rechte der Natur alle Bereiche unseres Lebens. Es erwächst daraus eine lebendige Verbindung, die für so viele verloren erscheint. 

Was, wenn wir diese Verbundenheit in unseren Alltag lassen? 

Wie fühlt sich z.B. unsere Arbeit unter diesem Aspekt an? 

Wie, wenn wir die Rechte der Natur darin einfließen lassen? 

Ein Miteinander statt Neben- oder Gegeneinander. 

Die Systeme bis jetzt haben das definitiv nicht erreichet. Es ist an uns. Wir sind gefordert, Perspektiven zu ändern, Verbundenheit zu leben, verändert Dinge, die wir nicht für möglich halten. 

*1: Hierzu weitere Ausführungen in ÖkologiePolitik Nr. 200: Titelthema „Rechte der Natur“
https://www.oekologiepolitik.de/2025/07/25/oekologiepolitik-rechte-der-natur/

Dr. Corinne Enders, Mitglied des Bundesvorstands der ÖDP

Autor/in:
Dr. Corinne Enders
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