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Persönlicher Kommentar

Prio 1

Ein persönlicher Kommentar zu gesselslchaftlichen Fragestellung

Reinhard Becker

Foto: privat

Wer in Deutschland ist heute in seiner Existenz bedroht (mal von Bedrohungen durch Krankheit oder Kriminalität abgesehen)? Wer muss fürchten zu hungern, zu erfrieren, hingerichtet, gefoltert oder erschossen zu werden? Wer muss fürchten, dass ihm durch das politische System existenzielles Leiden zugefügt wird? Wem wird bei uns ein einigermaßen lebenswertes Leben unmöglich gemacht?

So What? Uns geht es doch gut! Wo ist das große Problem? ( - bis vielleicht auf die Tatsache, dass es immer Menschen geben kann, die einem das Leben zur Hölle machen.) Sind unsere Probleme nicht „relativ“? Wären Menschen in anderen Ländern nicht glücklich, hätten sie nur unsere Probleme?

Das existenzielle Leid passiert! - vielleicht nicht hier und jetzt - aber woanders und wann-anders:

Schon jetzt erzeugt unsere Kurzsichtigkeit und unser Wegschauen unsägliches Leid in anderen Teilen der Welt. Und wenn wir (in bestimmten Bereichen) einfach so weiter machen wie bisher, werden vermutlich auch bei uns bald Verteilungskämpfe toben oder gar der Überlebenskampf unter lebensfeindlichen Umweltbedingungen. Oder es übernimmt (mit Gewalt oder schleichend) ein totalitäres Regime, dem wir auf Gedeih und Verderb ausgeliefert sind.

Ich bin schon älter. Mich wird‘s wahrscheinlich nicht mehr so schlimm treffen! Aber als Christ - oder auch wenn ich kein Christ wäre, als Menschenfreund - können mir die, die existenziell leiden (oder leiden werden) und jeder Perspektive beraubt sind, nicht egal sein, auch wenn ich hier und jetzt von ihnen nichts sehe.

Ich kann nicht anders als Prioritäten zu setzen in meinem politischen Engagement: existenzielles Leid geht vor relatives Leid, geht vor Wohlstandsmehrung!

Das heißt nicht, dass es falsch ist, sich um „nicht existenzielle“ Probleme zu kümmern: Jedes Bemühen, die Nöte anderer zu lindern und ihre Lebensqualität zu verbessern, ist eine gute Tat! - aber nur unter der Bedingung, dass sich auch jemand um die ganz schlimmen Dinge kümmert!

So läuft es doch in Politik und Alltag: Vor lauter Problemen, die wir vor der Nase haben, fallen die komplexen, nicht so sichtbaren, schwer einschätzbaren Problemfelder hinten runter, die woanders oder wann-anders vermutlich tragische Schicksale verursachen (werden). Kaum jemand will wirklich Böses für die Anderen. Theoretisch sind auch alle Parteien sozial und weitsichtig. Aber in der Realität regiert doch das Hier und Jetzt - und das Ich.

Deshalb bin ich in der ÖDP: Sie ist die einzige Partei, die die Verantwortung auch für Menschen woanders und für die zukünftigen Generationen an erste Stelle gestellt hat: „Der oberste Grundsatz unseres politischen Handelns ist, dass wir nicht nur an uns selbst denken, sondern auch solidarisch an alle Menschen auf diesem Planeten und an die zukünftigen Generationen.“ („goldene Regel“ am Anfang des Grundsatzprogramms)

Ich muss mich selbst immer wieder zwingen, die Prioritäten richtig zu setzen: trotz allem „Hier und Jetzt“ und all den „Lieblingsthemen“ will ich zuerst überlegen, welches die (existierenden und drohenden) wirklich existenziellen Problemfelder und Gefahren sind und wo und wie ich mitwirken kann, diese zu reduzieren bzw. zu verhindern. (Ich sehe da besonders die Bereiche: Außenpolitik, Umweltpolitik und Stärkung der Demokratie.)

Ich muss all die anderen „guten Projekte“ ja nicht sein lassen!

Lasst uns bitte in diesem Sinne nüchtern sein und die Prioritäten nicht aus dem Auge verlieren!

Angst ist ein schlechter Ratgeber - Kurzsichtigkeit ein noch schlechterer!

Euer
Reinhard Becker
reinhard.beckeroedp.de

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