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Persönlicher Kommentar

Vorlesemonitor 2023: Fehlgeleitete Politik der "großen Parteien"

„36,5 Prozent der 1- bis 8-jährigen Kinder wird selten oder nie vorgelesen“ – das ist das traurige Ergebnis des Vorlesemonitors 2023 mit 833 befragten Eltern. Dabei fördert das Vorlesen laut der Stiftung Lesen unter anderem den Wortschatz und die Entwicklung von Mitgefühl und Gerechtigkeitssinn und stärkt nicht zuletzt die Beziehung zwischen Eltern und Kindern. Auch für das spätere Lesenlernen der Kinder und die Konzentrationsfähigkeit ist das Vorlesen bedeutend.

Es ist vor diesem Hintergrund besonders bedenklich, dass insbesondere viele Eltern mit formal niedriger Bildung ihren Kindern wenig oder gar nicht vorlesen. Denn der Schulabschluss der Eltern und der oft damit verbundene sozioökonomische Status der Familie ist – neben dem Migrationshintergrund – in Deutschland auch aktuell noch ein wichtiger Faktor für den Schulerfolg der Kinder. Schlechtere Startchancen gehen statistisch gesehen also häufig mit dem Fehlen des förderlichen Vorlesens einher und die Bildungsungerechtigkeit spitzt sich weiter zu.*

Bücher ausleihen? Fehlanzeige

Der Vorlesemonitor 2023 gibt allerdings auch eine wichtige Handlungsempfehlung für die Bildungspolitik: 75% der Eltern, deren Kinder eine Schule oder Kita besuchen, gaben an, dass es dort keine Ausleihmöglichkeit für Bücher gibt. Hier müssen Angebote ausgeweitet und vor allem besser beworben werden, damit mehr Bücher ihre Wege in die Haushalte finden. Maßnahmen zur Vorleseförderung sind deshalb eine nachhaltige Investition, weil sich das Vorlesen durch die Generation weitervererbt: wem selbst vorgelesen wurde, der liest auch den eigenen Kindern eher vor und schafft eine leseförderliche Umgebung. Der Vorlesemonitor macht deutlich, dass das Vorlesen eine „gesamtgesellschaftliche Aufgabe mit höchster bildungs- und gesellschaftspolitischer Dringlichkeit“ ist.

Die ÖDP hat in ihrem Bildungsprogramm seit jeher den ganzen Menschen in seiner Persönlichkeitsentwicklung, zu der das Vorlesen einen Beitrag leistet, im Blick. Außerdem betont die ÖDP die Wichtigkeit von Bindung zwischen Eltern und Kind, die wiederum eine Voraussetzung von Bildung ist. Damit Eltern sich so viel Zeit für ihre Familie nehmen können, wie sie möchten, setzt sich die ÖDP zudem für mehr Familienfreundlichkeit auf dem Arbeitsmarkt ein. Dazu gehört unter anderem auch die Forderung nach einem Erziehungsgehalt, damit echte Wahlfreiheit in der Betreuung der Kinder gewährleistet ist. Die Ergebnisse des Vorlesemonitors 2023 zeigen eindrücklich, welche Bedeutung die frühe Bindung und Bildung in der Familie hat und dass es wichtig ist, dass die Politik Familien finanziell und durch familienfreundliche Arbeitskonzepte unterstützt.

https://www.bpb.de/kurz-knapp/zahlen-und-fakten/datenreport-2021/bildung/329670/der-soziooekonomische-status-der-schuelerinnen-und-schueler/

Kara Tober, stv. Vorsitzende des BAK Bildung der ÖDP

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