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Persönlicher Kommentar

Weniger ist mehr – warum der Fachkräftemangel eine Chance ist

Seit Jahren schwingt in den Nachrichten ein Damoklesschwert über der Wirtschaft. Wenn die Babyboomer die Rente gehen, haben wir in kurzer Zeit einen großen Rückgang an Erwerbstätigen. Je nach Branche kann das durchaus zu großen Problemen führen. Zum Beispiel wenn die Ärzte fehlen oder der Lehrermangel sich noch weiter verstärkt.

In der Produktion ist es aus meiner Sicht jedoch die einmalige Gelegenheit, unsere bisherige Wirtschaftsweise zu überdenken. Aktuell werden jeden Tag viele Tonnen an neuen Gegenständen produziert. Brauchen wir die wirklich? Es gibt zahllose Haushalte, die aufgrund von Sterbefällen aufgelöst werden. Was passiert mit den Gegenständen? Meistens werden sie entsorgt, weil das eben am einfachsten ist. Damit werden wiederum viele Tonnen von Dingen, die eigentlich noch funktionstüchtig wären, vernichtet. Unter anderem deswegen sind wir in der Situation, dass wir laut den Berechnungen des Global Footprint Network rund zwei Erden  als Menschheit verbrauchen. Es sollte hoffentlich für jeden nachvollziehbar sein, dass wir keine zweite Erde haben.

Wir haben also absehbar einen Rückgang an Arbeitskräften und können/müssen auch mit deutlich weniger neu hergestelltem zurechtkommen. Damit nicht halb Deutschland ohne Arbeit auf der Straße sitzt, könnte man die Arbeitszeit drastisch reduzieren und auf mehr Leute aufteilen. In der Konsequenz haben wir erst mal weniger Geld zum ausgeben. Nach den Ideen von Niko Paech ist das aber genau der Weg, den wir zu einer Postwachstumsökonomie gehen sollten. Wir haben durch die reduzierte Arbeitszeit mehr Gelegenheit z.B. unser Essen selber anzubauen. Wir brauchen nicht so viele Gegenstände, weil wir beispielsweise Werkzeug teilen können und bestehendes reparieren statt zu ersetzen. Damit ist das geringere Einkommen kein Problem mehr.

Nebenbei mindern wir durch die Reduktion der Produktion auch das Energieproblem. Wenn wir weniger herstellen und weniger verbrauchen, sinkt auch der Energieverbrauch. Damit können wir trotz langsamem Ausbau der erneuerbaren Energien mit der vorhandenen Energie auskommen.

Was dadurch konsequenterweise sinken wird, ist das Bruttoinlandsprodukt. Aber ist das ein Problem? Diese Zahl misst den pro Jahr erzielten Gewinn einer Volkswirtschaft, aber nicht die Zufriedenheit der Menschen oder die Intaktheit der Natur. Wir sollten uns also fragen, was unser Ziel ist. Die stetige Erhöhung der Wirtschaftskraft oder den Erhalt unseres Planeten. Beides zusammen ist erst möglich, wenn es eine Entkopplung von Wirtschaftswachstum und Materiellen Ressourcen gibt. Dieses Ziel ist bisher nicht erreicht worden und auch nicht absehbar erreichbar.

Es gibt Alternativen zum aktuellen Wirtschaften. Neben der Postwachstumsökonomie noch mehrere andere. Wir müssen sie nur kennen lernen und uns trauen sie auszuprobieren.

Lukas Czarny, 1. stellvertretender Bundesvorsitzender der JÖ - jung.ökologisch
Die JÖ ist der Jugendverband der ÖDP

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