Zur Hauptnavigation springenZum Hauptinhalt springen

Persönlicher Kommentar

Wie geht es euch? Tabu-Thema Psychische Gesundheit

Nach einem Oktober mit Badewetter hat der Herbst jetzt nasskalt Einzug gehalten. Manche bekommen in diesen Zeiten den "Herbstblues", andere sogar eine Depression.

Psychische Gesundheit ist eine wesentliche Voraussetzung für Lebensqualität, Leistungsfähigkeit und soziale Teilhabe. Es gibt dabei kein „Alles-oder-Nichts“: Die meisten von uns befinden sich die meiste Zeit irgendwo zwischen „psychisch gesund“ und „psychisch belastet“ bis hin zu "psychisch krank".

Nur ist es bei der Psyche einerseits komplizierter als beispielsweise bei einem Knochenbruch, eine genaue Diagnose zu stellen. Andererseits ist eine psychische Erkrankung immer noch ein Tabu-Thema, auch wenn sich – spätestens seit dem depressionsbedingten Suizid des Fußballprofis Robert Enke im Jahr 2009 – das gesellschaftliche Bewusstsein dafür durchaus verändert hat. Dennoch nehmen nur 18,9 % der Betroffenen Kontakt zu Leistungsanbietern wie Beratungsstellen oder Kliniken auf.*

In Deutschland sind jedes Jahr knapp 28 % der erwachsenen Bevölkerung von einer psychischen Erkrankung betroffen, das entspricht rund 17,8 Millionen Personen. Zu den häufigsten Erkrankungen zählen Angststörungen (15,4 %), gefolgt von affektiven Störungen (z.B. unipolare Depression) und Störungen durch Alkohol- oder Medikamentenkonsum.*

Wurde eine psychische Erkrankung erkannt, muss man dennoch recht lange warten, bis sie auch behandelt wird: Die durchschnittliche Wartezeit auf einen Sprechstundentermin beim Psychotherapeuten beträgt 5,7 Wochen. Bis zum Beginn der eigentlichen Richtlinientherapie vergehen im Durchschnitt insgesamt 19,9 Wochen.*

In Deutschland arbeiten insgesamt ca. 14.300 Fachärzte für Psychiatrie und Psychotherapie bzw. Nervenheilkunde. Davon sind 72 % bereits älter als 50 Jahre, also droht auch hier in absehbarer Zeit ein weiterer Mangel und damit noch längere Wartezeiten.

Gefährlich sind auch nicht erkannte Wechselwirkungen zwischen körperlichen und psychischen Erkrankungen: Die Zusammenhänge zwischen psychischen Störungen und den häufigsten nichtübertragbaren Krankheiten sind gut belegt. Psychische Störungen können Vorläufer oder Folge chronischer Krankheiten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes oder Krebs sein. Risikofaktoren wie sitzende Tätigkeiten, Bewegungsmangel und Alkoholkonsum verknüpfen beide eng miteinander. In der klinischen Praxis wird das jedoch häufig übersehen.**

Die ÖDP setzt sich dafür ein, dass Menschen mit psychischen Krankheiten oder Abhängigkeitserkrankungen bzw. entsprechenden Vorerkrankungen im Rahmen von beispielsweise Versicherungsabschlüssen, bei Einstellungen in der Privatwirtschaft oder im öffentlichen Dienst nicht diskriminiert werden. Wir fordern für diesen Personenkreis eine bundesweit gesetzlich festgeschriebene vollwertige Gleichbehandlung in allen Bereichen und auf allen Ebenen, den konsequenten Ausbau flächendeckender Hilfen und die staatliche Förderung von entsprechenden Selbsthilfegruppen und -einrichtungen.*** Damit sich niemand mehr ausgegrenzt fühlen muss und jede Person, die Hilfe benötigt, sich auch an die entsprechenden Stellen wendet! 

Basiswissen zu den sogenannten Diagnosegruppen bei psychischen Krankheiten, über verschiedene Therapiemöglichkeiten und Fragen zu deren Kostenübernahme findet ihr unter: https://www.psychenet.de/de/psychische-gesundheit/themen/basiswissen.html

 

*https://www.dgppn.de/schwerpunkte/zahlenundfakten.html

**https://www.euro.who.int/__data/assets/pdf_file/0006/404853/MNH_FactSheet_DE.pdf

***https://www.oedp.de/programm/bundestagswahlprogramm-2021/familie-und-gesellschaft

Autor/in:
Anja Kistler
Zurück