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Persönlicher Kommentar

Das Kind muss an die frische Luft! Über Grundflächen und Gesundheit in der Stadt

Ist das gesund? Immer mehr Menschen zieht es in die Städte. Wir fassen euch hier zusammen, warum Grünflächen gerade in Städten so wichtig für uns sind.

Ist das gesund? Immer mehr Menschen zieht es in die Städte. Fast 80 % der Bevölkerung Deutschlands lebt mittlerweile in Groß- oder Kleinstädten [1]. Neben Risiken wie hohen Abgaswerten in der Luft schlägt dort noch ein anderer Faktor auf unsere Gesundheit: Es gibt oft zu wenige Grünflächen. Wir fassen euch hier zusammen, warum Grün gerade in Städten so wichtig für uns ist.

Wie wenig Grünflächen gibt es denn?

Der Siedlungsraum in Städten ist typischerweise sehr stark "versiegelt", das heißt: betoniert und asphaltiert. München ist die am stärksten versiegelte Stadt in ganz Deutschland: 47 % der Stadtfläche ist betroffen, direkt dahinter liegen Oberhausen und Hannover. Am unteren Ende der Skala rangieren Städte wie Freiburg, Heidelberg oder Hamm - am grünsten ist Potsdam. [2]

Gerade in Städten mit hohen Mieten und Wohnungsknappheit muss oft abgewogen werden: Der Stadtpark an der Ecke - oder neuer Wohnraum für die Bevölkerung. Dabei wird jedoch oft vergessen, dass wir für ein gesundes, zufriedenes Leben mehr brauchen als Beton um uns herum. Grünflächen sind wichtig für unsere Gesundheit!

Bessere Luftqualität: Grünflächen reinigen die Luft

Bäume und Sträucher können die verpestete Luft großer Städte buchstäblich filtern - so ist etwa die Feinstaubbelastung in Parks viel geringer als in dicht bebauten Stadtregionen. Gerade schlechte Luft wirkt sich aber natürlich negativ auf unsere Gesundheit aus und kann z.B. Atemwegserkrankungen hervorrufen. [3]

"Hitzeinsel" Stadt: Grünflächen kühlen

In Städten wird es heiß: Bis zu 5 Grad wärmer kann es werden im Vergleich zu ländlichen Regionen. Besonders angesichts der Klimakrise, die uns weitere extrem heiße Sommer bescheren wird, ist dies für Städterinnen und Städter ein echtes Problem. Bäume, Büsche und unversiegelter Boden helfen, das Klima in der Stadt zu regulieren: Sie speichern Wasser, das in der Hitze verdunstet und die Umgebung kühlt, außerdem spenden sie Schatten. [4]

Grünflächen für Sport und Bewegung

Erst kürzlich haben wir uns hier damit beschäftigt, dass der Fitnesslevel der Deutschen leider eher abnimmt und was das für ihre Gesundheit bedeutet. Wer aus gesundheitlichen oder finanziellen Gründen nicht ins Fitnessstudio oder den Sportverein gehen kann oder will, braucht dringend eine Alternative für die Bewegung im Alltag: klassischerweise z.B. ein flotter Spaziergang oder eine Runde Joggen, Frisbeespielen mit Freunden oder mit dem Hund herumtoben. Für all diese Aktivitäten braucht es Grünflächen. Manche Städte bieten in den Sommermonaten dort auf ihren öffentlichen grünen Flächen sogar günstige oder kostenlose Sportangebote an.

Grünflächen für die psychische Gesundheit

Grünflächen wirken außerdem gegen Stress: Wir alle kennen die erholende Wirkung eines Spaziergangs im Grünen. Eine Studie aus Edinburgh (2015) weist nach, dass eine naturnahe Umgebung entspannend auf unser Gehirn wirkt. [5] In der Nähe von Grünflächen sind Menschen weniger depressiv. [4, 6] Dänische Wissenschaftler von der Universität Aarhus (2019) zeigen außerdem: Wer in seiner Kindheit naturnah aufwachsen konnte, hat ein bis zu 55 % geringeres Risiko für psychische Erkrankungen. [7]

Auch die Lärmbelastung in Städten ist ein wichtiger Faktor. Lärm bedeutet Stress, und obwohl Grünflächen z.B. Verkehrslärm nicht verschwinden lassen, so können sie ihn doch etwas dämpfen. [8]

Ein Funfact noch obendrauf: Eine Studie legt auch nahe, dass Grünflächen die Kriminalitätsrate in Städten verringern könnten. [9]

Kinder entwickeln sich besser mit Grünflächen

Erst 2020 hat eine belgische Studie festgestellt, dass sich Grünflächen auf verschiedene Art positiv auf die Entwicklung von Kindern auswirken. Wo es grüner ist, haben Kinder im Schnitt einen höheren IQ und zeigen weniger Verhaltensauffälligkeiten, sind z.B. weniger aggressiv und haben weniger Aufmerksamkeitsdefizite. [10]

Eine Studie aus Barcelona von 2015 zeigt auch, dass vor allem das wichtige Arbeitsgedächtnis bei Kindern besser funktioniert, wenn sie in der Nähe von Stadtnatur leben. Warum genau, ist nicht gesichert bewiesen - eine Kombination aus allen oben genannten positiven Effekten von Grünflächen trägt sicher ihren Teil dazu bei.  [5]

Sozial - egal: Grünflächen sind für alle da

Nicht jeder kann sich einen Wochenendausflug zum nächstgelegenen Badesee leisten. Grünflächen sind sozial gerecht und somit umso wichtiger in der Stadtgesellschaft: Sie kosten (in der Regel) keinen Eintritt, es gibt keine langen Anfahrtswege, keinen Konsumzwang. Auf dem Bolzplatz sind wir alle gleich, und jede Einkommensschicht kann sich in der Mittagspause auf die Parkbank setzen. Leider wirkt sich die finanzielle Situation von Menschen auch heute noch massiv auf ihre Gesundheit aus. Wenigstens saubere Luft, naturnahe Entspannungsräume und die nötige Fläche für kostenlosen Sport und Bewegung müssen für alle Menschen in der Stadt kostenfrei zur Verfügung stehen.


Fazit

Wer Wohnraumknappheit gegen Grünflächen ausspielt, hat nichts verstanden. Die paar Grünflächen, die Städte wie Berlin, Hamburg oder München noch haben, werden die Wohnungsnot und Mietpreiskrise niemals lösen können - gleichzeitig sind sie aber essentiell für Gesundheit und Lebensqualität der Stadtbewohner. 

Die ÖDP setzt sich deshalb für mehr Grünflächen in Städten ein - u.a. bei entsprechenden Bürgerbegehren z.B. in Hamburg oder München


Quellen:

Dank geht an die ÖDP München für Unterstützung bei der Recherche!

[1] de.statista.com/statistik/daten/studie/662560/umfrage/urbanisierung-in-deutschland/


[2] www.gdv.de/gdv/medien/medieninformationen/muenchen-ist-die-am-staerksten-versiegelte-grossstadt-36418 


[3] www.deutschlandfunk.de/saubere-atemluft-forscher-empfehlen-gruenflaechen-auszubauen-100.html 


[4] www.radioeins.de/programm/sendungen/der_schoene_morgen/klimaminute/stadtgruen.html 


[5] blog.neuronation.com/de/so-wichtig-ist-natur-fur-das-gehirn-von-kindern/


[6] www.geo.de/natur/nachhaltigkeit/23872-rtkl-studie-mehr-baeume-weniger-depressionen-wie-sich-pflanzen-auf-unsere


[7] 

www.pnas.org/doi/10.1073/pnas.1807504116 bzw. www.oekotest.de/kinder-familie/Ab-ins-Gruene-Warum-die-Natur-fuer-Kinder-so-wichtig-ist_600850_1.html 


[8] www.dw.com/de/folgen-von-l%C3%A4rmbelastung-f%C3%BCr-mensch-und-umwelt/a-61450835


[9] www.geo.de/wissen/wo-mehr-gruenflaechen-sind--ist-weniger-kriminalitaet-32855366.html


[10] 

www.familie.de/familienleben/wohnen-leben/kinder-die-im-gruenen-aufwachsen-haben-einen-hoeheren-iq/ bzw.


journals.plos.org/plosmedicine/article;

Autor/in:
Fenya Kirst
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