Zur Hauptnavigation springenZum Hauptinhalt springen

11. Bildung für alle Lebensbereiche

Die ÖDP steht als proeuropäische Partei ganz klar hinter dem Grundgedanken eines „Europäischen Bildungsraums“ (13) und „Europäischen Hochschulraums“ (14). Hierbei setzt die Europäische Union den Rahmen für die nationalen Bildungssysteme. Deutliche Auswirkungen davon waren in Deutschland die Umstellung von Diplom-Studiengängen auf Bachelor-/Master-Studiengänge im Zuge der sog. „Bologna-Reform“ (15) und das ERASMUS-Programm.
Bildung ist für die ÖDP mehr als der Erwerb von Fähigkeiten und Wissen. Bildungspolitik darf nicht auf reine Verwertbarkeit ausgerichtet werden. Forderungen, die den Menschen nur als „Werkzeug“ oder „Ressource“ der Wirtschaft sehen, lehnt die ÖDP klar ab. Bildung dient auch der Entfaltung der Persönlichkeit und der aktiven Gestaltung des eigenen Lebens. Dafür sind das kritische Hinterfragen von gesellschaftlichen Verhältnissen und Strukturen, die Befähigung zur nachhaltigen Mitgestaltung der Gesellschaft und ein Verständnis der Natur als Lebensgrundlage elementar wichtige Bestandteile von Bildung im Verständnis der ÖDP – ebenso wie die Werte Toleranz, Fairness, Respekt und Hilfsbereitschaft.
Demokratie lebt von einer solchen Bildung. Politisch zu sein, mitzudenken, zu partizipieren und damit Demokratie auch im Alltag zu leben, ist eine Haltung – diese zu vermitteln und zu fördern, ist die notwendige Pflicht der Bildungsinstitutionen. Wenn wir als europäische Gesellschaft krisenfest sein und bleiben wollen, brauchen wir dafür mündige Bürgerinnen und Bürger mit dieser Haltung, die Ja zur Demokratie und Ja zur Europäischen Union sagen.
Die besondere Bedeutung des freien und kritischen Geistes im Bildungsverständnis der ÖDP schließt eine Praxisorientierung von Bildungsmaßnahmen ausdrücklich nicht aus. Vielmehr muss es darum gehen, Praxis und kritisches Reflektieren miteinander zu verzahnen. Gerade im Bereich der beruflichen Qualifizierung sollen sich Bildungsmaßnahmen an den konkreten beruflichen Anforderungen orientieren. Dabei sind die Arbeitsverhältnisse sowie die dabei wirkenden wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen immer zu hinterfragen. Auch im sogenannten „allgemeinbildenden“ Bildungssystem sollen – wo möglich – Lebensbezüge hergestellt werden, um konkrete Gestaltungskompetenzen zu entwickeln. Die ÖDP vertritt hier fortschrittliche Ansätze, die die althergebrachte Spaltung zwischen Bildung und Praxis auflösen.

Die ÖDP fordert daher auf EU-Ebene:
•    Umsetzung des Menschenrechts auf Bildung, wie es in der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte (Art. 26) festgehalten ist, d. h. Orientierung der Bildungspolitik an der vollen Entfaltung der Menschen.
•    Es muss jedem Menschen möglich sein, sich auch noch in hohem Alter weiterzubilden und persönlich weiterzuentwickeln.
•    Einführung eines anderen Verständnisses des „lebenslangen Lernens“ auf EU-Ebene und entsprechende Anpassung der EU-Verträge. Es soll dabei nicht mehr nur um Anpassung an Technik und Anforderungen des Marktes gehen, sondern um die Möglichkeit zur persönlichen Entwicklung.
•    Finanzielle Aspekte dürfen kein Hinderungsgrund für die Teilnahme an Bildungsmaßnahmen sein.
•    Der „Fachkräfte-on-Demand“(16) -Ansatz der Europäischen Kommission für die Hochschulen ist sofort zu beenden.
•    Förderung von praxisorientierten Ansätzen sowohl im sog. „allgemeinbildenden“ Bildungssystem als auch im Bereich der beruflichen Aus- und Weiterbildung.
•    Der Europäische Qualifikationsrahmen und die Zuordnungen der nationalen Qualifikationsrahmen sind so weiterzuentwickeln, dass nicht mehr Bildungszertifikate, sondern tatsächliche Kenntnisse, Fertigkeiten und Kompetenzen die Basis für die Einordnung darstellen.
•    Der Europäische Qualifikationsrahmen zur Vergleichbarkeit europäischer Abschlüsse ist insgesamt differenzierter zu gestalten, um Qualifikationen angemessen abzubilden.
•    Projektförderung für die Einführung von Bildungsmaßnahmen, die die Sensibilität der Menschen für Zusammenhänge und Wirkmechanismen in der Natur fördern und erhöhen.
•    Ausschreiben von Wettbewerben für Bildungseinrichtungen, welche die Sensibilität der Natur in den Mittelpunkt stellen.
•    Ausweitung von Bildungsmaßnahmen, die die Beachtung und Einhaltung der Menschenrechte und der demokratischen Werte zum Ziel haben.
•    Förderung von didaktischen Ansätzen der politischen Bildung und Demokratiebildung und Vernetzung der geförderten Bildungsinstitutionen.
•    Förderung innovativer Bildungseinrichtungen, die in ihren didaktischen Ansätzen stärker auf musikalische, künstlerische, sportliche und geisteswissenschaftliche Bildung fokussieren.
•    Stärkung der außerschulischen Bildung (z. B. Vereine, Jugendverbände).
•    Generell Auflegung von Programmen zur Förderung finanziell Schwacher zur Teilhabe an Bildungsmaßnahmen.

____
(13) https://www.bmbf.de/bmbf/de/europa-und-die-welt/lernen-in-europa/der-europaeische-bildungsraum/der-europaeische-bildungsraum_node.html (20.05.2023)
(14) https://education.ec.europa.eu/de/education-levels/higher-education/inclusive-and-connected-higher-education/bologna-process (20.05.2023)
(15) https://www.bmbf.de/bmbf/de/bildung/studium/bologna-prozess/bologna-prozess_node.html (20.05.2023)
(16) Die Europäische Kommission fordert, dass Hochschulen so umgestaltet werden, dass sie diejenigen Absolventinnen und Absolventen liefern, die die Wirtschat gerade braucht. Persönliche Bildungsansprüche der Studierenden spielen dabei keine Rolle.