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Persönlicher Kommentar

Klimakollaps und Emotionen

Prof. Dr. Herbert Einsiedler

Die Weltklimakonferenz ist vorbei. Mitten im Regenwald sollte diese Konferenz den dringend erforderlichen Schritt zu mehr Klimaschutz bringen. Vorbei! Die Weltklimakonferenz endete in einer Blockade der Öl-, Kohle- und Gaslobby. Gerade so, als wären die dramatischen Zeichen der Folgen  des Klimawandels nicht überdeutlich sichtbar.

Das Menetekel der Klimaüberhitzung wurde nicht gesehen – es gilt ein „Weiter so“.

Weltweit steigen die Emissionen von Klimagasen seit dem Pariser Klimaabkommen weiter. Trotz des Wachstums bei den erneuerbaren Energien erhöhen sich die globalen CO₂-Emissionen. Sie erreichten 2024 einen neuen Höchststand und sind 65 % höher als 1990.

Und die Folgen: Weltweit unübersehbar sichtbar: Hitzewellen, Waldbrände, Überflutungen – 2025 war kein gutes Jahr, für die Menschen, die vom Klimawandel betroffen sind. Und wie wird es weiter gehen? Der renommierte Klimaforscher Mojib Latif vertrat in einem Zeitungsinterview die Ansicht, das selbst ein 2 Grad-Limit nicht mehr zu halten sei. 

Und jetzt noch das. Ein großer Teil des Dorfes Blatten im Lötschental wurden von Massen an Eis, Schlamm und Felsen begraben. Der Klimawandel löst den Kitt auf, der die Alpen in Höhen von 2000 bis 3000 Metern zusammenhält. Es tauen nicht nur die Gletscher und damit verschwindet unser Wasserreservoir für den Sommer. Es taut auch der Permafrost, der den Fels stabil hält. Die Folgen sind für den Alpenraum sind unabsehbar.

Und dennoch gibt es Menschen, die den Klimawandel für nicht existent oder nicht menschengemacht ansehen. Sind diese alle blind? Es ist ein zutiefst menschliches Verhalten, Gefahren, für die man keine Lösung hat, zu ignorieren. Wird die Gefahr geleugnet, ist sie mental zuerst einmal aus dem Bewusstsein ausgeschlossen. Ist die Gefahr dann unübersehbar, erfolgt eine Bagatellisierung: Das Herunterspielen oder Verharmlosen von Tatsachen. 

Wer Interesse an dem möglichst langen Erhalt des gegenwärtigen Zustandes hat, der relational betrachtet bedrohlich ist, greift zum sogenannten „Gaslighting“: Eine gezielte Manipulation, bei der Menschen durch Lügen und Leugnen dazu gebracht werden, an ihrem eigenen Verstand, ihrer Wahrnehmung und ihren Gefühlen zu zweifeln. Trump ist ein Vertreter dieser Gruppe.

Wie kann man nun Menschen davon überzeugen, dass Maßnahmen gegen den Klimakollaps dringend erforderlich sind? Die faktenbasierte Argumentation ist ein Weg – der leider in dieser Situation nicht zum Ziele führt. Wer leugnet und verdrängt, wer bewusst nur Informationen (ungeprüft) wahrnimmt, die in sein Weltbild passen, wir für rationale Argumente nur schwer erreichbar sein.

Empathie ist ein Weg, um hier vorzustoßen: Empathie für die zugrunde liegenden Ängste und Sorgen kann den Zugang zu den Betroffenen erleichtern. Direkte Konfrontation mit der geleugneten Realität kann die Abwehr verstärken.

Auch hilft es, eigene Handlungsmöglichkeiten aufzuzeigen. Die Bereitstellung konkreter Handlungsoptionen kann hier helfen, aus dem Käfig der Verleugnung auszubrechen. Menschen, die das Gefühl haben, durch eigenes Handeln etwas bewirken zu können, neigen weniger zur passiven Verleugnung.
Bei dem Versuch, Menschen von der Notwendigkeit, sich für eine Welt ohne Klimakollaps zu engagieren, wird überwiegend auf rationale Argumente gesetzt. Diese sind wichtig.

Ebenso wichtig ist es aber, die emotionale Seite ernst zu nehmen. Menschen reagieren nun mal überwiegend emotional. Der Erfolg der Eindämmung des Klimawandels braucht somit auch die emotionale Ansprache. 

Autor/in:
Prof. Dr. Herbert Einsiedler
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