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Persönlicher Kommentar

Kurzer Prozess

Niemand muss die Aktienbörse für wichtig oder gar für wertvoll halten. Aber eine Leistung kann man ihr nicht abstreiten: Die Börse reagiert auf Fehler von Unternehmen in aller Regel schnell und unerbittlich. Man kann auch sagen: Die Börse macht kurzen Prozess.

Der unvorstellbar dreiste Betrug des Volkswagenkonzerns an Umwelt und Gesundheit, die Täuschung von Kunden und Behörden, der systematische Vertrauensbruch, die Unfähigkeit bzw. der Unwille eines Weltkonzerns, gesetzliche Vorgaben zu erfüllen – all das wird in einer langen Reihe von juristischen Verfahren noch zu bearbeiten und zu klären sein. Volkswagen wird mit den besten Juristen der Welt versuchen, den Schaden zu begrenzen. Das wird sich hinziehen. An der Börse hilft das alles nichts.

Die Börse hat sofort geurteilt und eine hohe Strafe ausgesprochen: Halbierung des finanziellen Unternehmenswertes. Auch die besten Anwälte der Welt haben hier nichts zu sagen. Die Börse bestraft das ganze Unternehmen. Sie gibt sich nicht mit einem „Bauernopfer“, mit schnell ausgesuchten „Sündenböcken“ zufrieden. Nein, das ganze System Volkswagen wird bestraft – leider auch die unschuldigen Arbeitskräfte an den Bändern, in den Büros und in den vielen Vertragswerkstätten.

So schmerzlich das alles ist: Es kann ja sein, dass die Lehre andernorts noch rechtzeitig verstanden wird: Betrug kann auch im Kapitalismus existenzgefährdend sein. 

Autor/in:
Bernhard G. Suttner
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