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Persönlicher Kommentar

"Mama, was ist ein Streik?"

Ab heute streiken also die Erzieherinnen (und die wenigen männlichen Erzieher) in kommunalen Einrichtungen der Kinderbetreuung. Ich bin froh, keinem Kind erklären zu müssen, was ein Kita-Streik ist. „Warum ist heute kein Kindergarten? Morgen auch nicht? Sind Ferien? Mama, hast Du auch Ferien?“ „Nein Kind, es ist Streik!“ „Was ist Streik?“ „Wenn sich jemand in seiner Arbeit schlecht behandelt fühlt und deshalb seine Arbeit nicht mehr macht, dann nennt man das Streik.“ „Wird die Melanie schlecht behandelt? Von uns? Waren wir gemein zu ihr?“ „Nein Kind, die Melanie streikt nicht wegen der Kinder sondern wegen der... ach Kind, das verstehst du nicht, das musst du auch nicht verstehen, das hat nichts mit dir zu tun. Du gehts heute zur Oma und morgen zu ... ach das weiß ich nocht nicht.“

Kinderbetreuung ist ja eigentlich eine hochemotionale Angelegenheit: Das hat auch mit Zuneigung und Zuwendung zu tun. Da geht es nicht nur um Bildung sondern auch – und vor allem - um Bindung! Kann man Bindung zu einer Kindergruppe so bestreiken wie Mobilität auf der Schiene? Da wir uns auf den nicht unproblematischen Weg der Ökonomisierung der Kinderbetreuung begeben haben, müssen wir folgerichtig auch diesen Streik für normal halten. Besser wäre es, die Gesellschaft würde die Kinderbetreuung so hoch einschätzen und die damit befassten Fachleute so wertschätzen, dass sich diese gut und ehrenhaft behandelt und honoriert fühlen und daher an Arbeitsniederlegung gar nicht denken. Ein Erzieherinnenstreik ist ein sehr bedenkliches Alarmzeichen für die ganze Gesellschaft.

Autor/in:
Bernhard G. Suttner
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