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Persönlicher Kommentar

Mehr Ärzte – und trotzdem Arztmangel?

Besonders auf dem Land ein Problem

Es gibt zu wenig Ärztinnen und Ärzte im ländlichen Raum – diese These zweifelt kaum jemand an. Wo Probleme liegen und welche Lösungsansätze es geben könnte, lesen Sie hier.

Ärztemangel? Aber die Gesamtzahl der Ärztinnen und Ärzte in Deutschland steigt doch seit Jahren stetig an! (1) Was allerdings auch ansteigt, ist das Alter der Bevölkerung und damit langfristig der Bedarf an medizinischen Behandlungen. Außerdem wollen immer mehr Menschen im Arztberuf in Teilzeit arbeiten – dass also die Anzahl der Ärzte steigt, bedeutet nicht, dass die zur Verfügung stehenden Arbeitsstunden im selben Maße steigen.

Nach Statistik der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) sind heute vor allem zahlreiche ländliche Gegenden Deutschlands deutlich mit Hausärzten unterversorgt. Bei anderen Fachbereichen sieht es ähnlich aus. (2) Viele niedergelassene Ärzte gehen außerdem auf die Rente zu und haben Probleme, ihre Nachfolge zu regeln – die Situation wird sich also in Zukunft deutlich verschlimmern.

 

Arztmangel auf dem Land – Was läuft da schief?

Das hat viele Gründe und ist nur die Spitze eines Eisbergs. Neben der Landflucht spielen vor allem die Arbeitsbedingungen eine Rolle. Viel Bürokratie, zunehmende Reglementierungen und verschiedene Praxisbudgets machen das Leben schwer und die Arbeit unattraktiv. Ärzte sind beispielsweise verpflichtet, mindestens 25 Stunden Sprechstunde pro Woche zu halten. Welcher andere Selbständige lässt sich seine Arbeitszeiten vorschreiben? (3)

Besonders finanziell sind die Hausärzte auf dem Land benachteiligt. „Hausbesuche zu Preisen, für die kein Handwerker käme.“, empört sich Dr. Armin Götte, ÖDP-Mitglied und Facharzt für Allgemeinmedizin, „Und dann wird das Honorar auch noch gekürzt, sobald das Praxisbudget überschritten ist. Was fast immer der Fall ist…“

Im Grunde ist das gesamte Gesundheitssystem schwer krank. Der Mangel an Landärzten ist nur ein Symptom. Trotzdem wird, passend zum Berufsfeld, immer wieder an ihm „herumgedoktert“. „Ein freies Gesundheitswesen wäre aus meiner persönlichen Sicht eine Chance“, findet Dr. Götte, „Aber das ist Zukunftsmusik.“

 

Welche Ansätze gibt es, diesen Mangel zu beseitigen?

Eine rasche Abhilfe gegen den Mangel an Landärzten gibt es nicht. Manche Bundesländer arbeiten mit einer Quote beim Medizinstudium: Ein fester Prozentsatz an Medizinstudienplätzen wird an Studienbewerberinnen und -bewerber vergeben, die sich verpflichten, nach dem Studium in einer unterversorgten Region zu praktizieren.

Dazu passend wird oft gefordert: Mehr Studienplätze für Medizinstudierende! Auch unabhängig von einem 1,0-Abitur. Denn zum Arztberuf gehören nicht nur hervorragende akademische Leistungen, sondern auch soziales Engagement und Einfühlungsvermögen.

Diese Maßnahmen brauchen allerdings noch viel Zeit, bis sie richtig greifen, und sie sind auch nur ein Aspekt. Die Abschaffung der Praxisbudgets für die Einnahmen, aber auch für die Medikamente und Heilmittel wie Krankengymnastik wäre da zugkräftiger und würde schneller wirken. Die Selbständigkeit als Landarzt würde dadurch ungleich attraktiver gemacht.

 

Quellen:

(1) Statista

(2) KBV Gesundheitsdaten: BPL-Umfrage der KVen, 31.12.2019, KBV 

(3) Terminservice- und Versorgungsgesetz vom 11.5.2019

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