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Pressemitteilung

Wiederanfahren von Tihange 2 gefährdet das Leben und die Gesundheit von Millionen Bürgerinnen und Bürger in NRW

ÖDP-MdEP Prof. Buchner der einzige deutsche Abgeordnete bei der Anti-AKW-Demonstartion in Tihange

(Münster/Düsseldorf/Brüssel/Huy an der Maas)- Der Atomphysiker Prof. Dr. Klaus Buchner (MdEP, ÖDP) demonstrierte zusammen mit ÖDP-Politikern aus NRW gegen die Wiederinbetriebnahme des belgischen AKWs Tihange 2 in Huy an der Maas. An der Abschlusskundgebung der Demonstration, die ein breites Bündnis am 15. März 2015 durchführte, nahmen weit über 1500 Menschen aus Belgien, Deutschland und den Niederlanden teil und forderten, dass Tihange 2 nie wieder ans Netz    geht.

Für die Ökologisch Demokratische Partei (ÖDP) war diese Demonstration der Beginn des Widerstands gegen eine verantwortungslose Atompolitik in unserem Nachbarland Belgien. Nahezu unbeachtet von der Öffentlichkeit und von der NRW-Landesregierung ignoriert besteht hier ein erhebliches Gefahrenpotential direkt an der Landesgrenze.

Das belgische AKW Tihange 2 ist derzeit nach einer Reihe von Störfällen abgeschaltet. Nun steht das Wiederanfahren des AKWs an. Sollte sich in Tihange 2 in Huy an der Maas ein massiver Störfall ereignen, werden auch die nordrhein-westfälische Landeshauptstadt Düsseldorf, der Raum Aachen und der Niederrhein in Mitleidenschaft gezogen.

Tihange 2, wie auch das belgische AKW Doel 3, ist eine Skandalgeschichte der Atomindustrie:

Anfang August wurden über 8.000 Risse im Reaktordruckbehälter des AKW Doel 3 in Doel an der Schelde entdeckt. Die Risse stellten sich als so gravierend heraus, dass ein Weiterbetrieb des Reaktors vermutlich nicht mehr möglich sein wird. Die Reparatur oder gar der Austausch des Reaktordruckbehälters sind technisch kaum zu realisieren.

Untersuchungen haben ergeben, dass der gleiche Reaktordruckbehälter bei 21 weiteren Atomkraftwerken verbaut wurde. Unter anderem befindet sich ein baugleicher Reaktordruckbehälter im Atomkraftwerk Tihange 2 in Huy an der Maas. Aus diesem Grund wurde der Reaktor 2 von Tihange am 16. August 1014 herunter gefahren. Die Untersuchung des Reaktordruckbehälters begann am 10. September 2014. Am 13. September gab die belgische Atomaufsicht (FANC) bekannt, dass Tihange 2 vergleichbare Fehlstellen wie Doel 3 besitz.

Das Reaktorgebäude (Containment) insbesondere von Tihange 2 weist darüber hinaus starke Spuren von Betonkorrosion auf. Betroffen ist nicht nur die äußere Hülle, sondern auch die ca. 1,2 m dicke innere Schicht. Sie ist bis auf eine Tiefe von 30 cm beschädigt. Betonkorrosion entsteht durch falsch verarbeiteten Beton. Durch Risse dringt Wasser ein, das den enthaltenen Stahl rosten lässt und die Struktur des Stahlbetons sukzessive auflöst. Das Containment ist im Ernstfall der letzte Schutz, der verhindern soll, dass Radioaktivität in die Umwelt gelangt. Durch die vorhandenen Schäden kann die Schutzhülle ihrer Funktion nicht mehr gerecht werden. Auch im Erdbebenfall ist die Sicherheit durch diese Mängel stark herab gesetzt.

Trotz dieser erheblichen Mängel soll Tihange 2 jetzt wieder angefahren werden.

Tihange liegt ca. 25 km südwestlich von Lüttich direkt an der Maas. Die drei Druckwasserreaktoren von Tihange sind nur 60 km Luftlinie von Aachen entfernt. Aachen liegt genau in Hauptwindrichtung und würde somit mit hoher Wahrscheinlichkeit bei einem Störfall in Tihange in Mitleidenschaft gezogen.

Die nordrhein-westfälische Landeshauptstatt Düsseldorf liegt Luftlinie 131 km von Tihange entfernt, es sind 111 km bis Mönchengladbach, 127 km bis Krefeld und 125 km bis Neuss. Bei einer Havarie des Schrottreaktor Tihange 2 wären Millionen Bürgerinnen und Bürger Nordrhein-Westfalens betroffen.

Die ÖDP fragt sich, wie mit dem Leben, der Gesundheit und dem Lebensraum der Menschen in der Region umgegangen wird, wenn ein Reaktor nach dieser Pannenserie aufgrund rein wirtschaftlicher Interessen und wider alle technische Vernunft erneut in Betrieb geht. Es geht es um die Sicherheit der Menschen! Hier ist auch die NRW-Landesregierung aufgefordert, ihr Schweigen zu beenden und in Belgien auf ein endgültiges Aus von Tihange 2 zu drängen.

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