Persönlicher Kommentar
Baustoffwende zur Müllvermeidung?
Eine Chance für Landwirtschaft, Umwelt- und Verbraucherschutz!
Die Bauwirtschaft gehört zu den größten Verursachern von Müll und Ressourcenverbrauch. In Europa entfallen rund 40 % des gesamten Abfallaufkommens auf Bau- und Abbruchabfälle. Diese entstehen vor allem durch den Einsatz synthetischer, schwer recycelbarer Materialien.
Die derzeit gängige Bauweise produziert somit enorme Mengen an Abfällen, die nur begrenzt wiederverwertbar sind. Viele Baumaterialien enthalten Verbundstoffe, Kleber oder synthetische Beimischungen, die eine Trennung unmöglich machen. Gleichzeitig entstehen durch Herstellung, Transport und Entsorgung erhebliche Mengen an Treibhausgasen. Der lineare Lebenszyklus vieler Baustoffe – von der Produktion bis zur Deponie – ist mit den Prinzipien der Kreislaufwirtschaft nicht vereinbar.
Der Trend zum energieintensiven Bauen mit Beton, Kunststoffen und Verbundwerkstoffen hat dadurch nicht nur ökologische, sondern auch ökonomische Langzeitfolgen. Eine nachhaltige Wende ist dringend geboten – und möglich: durch die Rückkehr zu natürlichen, nachwachsenden Rohstoffen. Diese reduzieren nicht nur Müllmengen, sondern eröffnen zugleich neue Perspektiven für die Landwirtschaft.
Nachhaltiges Bauen mit nachwachsenden Rohstoffen
Die Verwendung nachwachsender Rohstoffe in der Bauwirtschaft bietet einen ökologisch sinnvollen Gegenentwurf. Sie ermöglichen ein zirkuläres, rückbaubares und emissionsarmes Bauen. Gleichzeitig ergeben sich neue Synergien mit der Landwirtschaft.
Landwirtschaft als Rohstofflieferant für die Bauwirtschaft
Mit der gezielten Kultivierung von Baustoffpflanzen wie Hanf oder dem Erhalt traditioneller Nutztiere wie Schafen entsteht eine neue Form der landwirtschaftlichen Wertschöpfung. Die Landwirtschaft wird zur aktiven Partnerin einer klimafreundlichen Bauwende. Dadurch entstehen neue Einkommensquellen, regionale Wirtschaftskreisläufe werden gestärkt, und gleichzeitig erfolgt ein Beitrag zum Boden- und Klimaschutz.
Kritischer Aspekt: Flächenkonkurrenz durch Photovoltaik.
Die Nutzung offener Kulturflächen für Photovoltaikanlagen wird oft als nachhaltige Lösung angeführt, steht aber in direkter Konkurrenz zum Anbau nachwachsender Rohstoffe. Diese Flächen sollten vorrangig stofflich genutzt werden – etwa für Hanf oder Flachs. Photovoltaik ist wichtig, gehört aber vor allem auf Dächer von Großgebäuden wie Lagerhallen, Industriegebäuden und Supermärkten. So lässt sich eine flächenschonende Verbindung von Energiegewinnung und Rohstoffproduktion erzielen.
Die Vorteile der Nutzung nachwachsender Rohstoffe liegt auf der Hand:
- Müllvermeidung durch biologisch abbaubare Materialien
- Rückbau- und Wiederverwertbarkeit
- Gesundes Bauen ohne Schadstoffe
- CO₂-Speicherung durch Pflanzenwachstum
- Förderung regionaler Kreislaufwirtschaft
- Neue Perspektiven für die Landwirtschaft
Herausforderungen
Obwohl das Potenzial enorm ist, erschweren Normierungslücken, mangelnde Förderung und geringe Marktnachfrage derzeit noch den großflächigen Durchbruch.
Notwendig sind:
- Förderung von Forschung und Entwicklung
- Generelle Anpassung von Bauordnungen und Normen
- Schulung von Handwerksbetrieben und Architekten
- Subventionen für landwirtschaftliche Betriebe, die auf Baustoffkulturen umstellen
Was folgt daraus?
Die Müllvermeidung in der Bauwirtschaft ist ein zentraler Baustein für eine ökologische Transformation. Nachwachsende Rohstoffe wie Hanf, Lehm, Kalk, Holz, Seegras und Schafwolle ermöglichen eine Bauweise, die Müll vermeidet, das Klima schützt und die ländliche Wirtschaft stärkt. Die intelligente Kombination von Dach-Photovoltaik und Flächennutzung für Baustoffpflanzen eröffnet eine nachhaltige Perspektive für Bauen, Wohnen und Landwirtschaft im 21. Jahrhundert.
Anhang:
Beispiele für nachwachsende Baustoffe:
– Hanf: Schnell wachsend, CO₂-speichernd, hervorragender vielseitiger Dämmstoff, vollständig kompostierbar.
– Lehm: Unendlich wiederverwendbar, reguliert das Raumklima, schadstofffrei.
– Kalk: Langlebig, recycelbar, CO₂-bindend, kreislauffähig.
– Holz: CO₂-neutral, langlebig, recycelbar, vielseitig einsetzbar.statisch belastbar
– Seegras: Natürliches Dämmmaterial aus Meeresabfällen, schimmelresistent, feuerhemmend.
– Schafwolle: Temperatur- und feuchteregulierend, schadstofffrei, kompostierbar.
– Stroh: Sowohl als Einblasdämmung als auch in Form von Strohballen ein traditioneller und zugleich moderner Baustoff mit hervorragenden Dämmeigenschaften. Stroh ist ein Nebenprodukt der Landwirtschaft, regional verfügbar, CO₂-neutral und vollständig kompostierbar. Der Strohballenbau ermöglicht massive, tragende Wände ohne synthetische Materialien.
Rückgebaute Strohballen hinterlassen keine Schadstoffe und können direkt in den biologischen Kreislauf zurückgeführt werden. Verpresst zu Plattenwerkstoffen z.B. für die Möbelindustrie ist ebenfalls großes Potential vorhanden.