Persönlicher Kommentar
Ein Montag über Jugend, Umwelt und Bequemlichkeit
Michelle Derbach
Es ist Montag, der perfekte Tag, um über große Themen nachzudenken. Zum Beispiel: Warum glauben wir eigentlich immer noch, dass die Jugend die Träumer sind? Sind es nicht eigentlich wir Erwachsene, die ihnen einreden, dass schon alles gut gehen wird?
Die Jugend ist laut. Sie protestiert. Sie fordert Veränderung. Und sie wird dafür belächelt. Es sind immer die gleichen Vorwürfe, die ihr entgegenschallen: Sie sind zu jung, um die Komplexität der Welt zu verstehen. Sie demonstrieren, statt zu arbeiten. Sie leben in einer Traumwelt.
Ironischerweise sind es genau diese „Träumer“, die sich an wissenschaftliche Fakten halten, während wir weiterhin an Märchen glauben. Märchen wie:
• Technologie wird das alles schon regeln. Spoiler: Nein, wird sie nicht, wenn wir nichts ändern.
• Ich bin nur eine Person, das macht doch keinen Unterschied. Spoiler: Stimmt. Wenn alle so denken, macht tatsächlich niemand einen Unterschied.
• Die Jugend versteht nicht, wie kompliziert das alles ist. Spoiler: Stimmt. Kompliziert ist, dass wir seit Jahrzehnten nichts machen.
Die Ironie könnte nicht größer sein: Jahrzehntelang haben wir gepredigt, dass sie Verantwortung übernehmen soll. Und jetzt, wo sie das tut, finden wir es lästig. Iss deinen Teller leer! Jetzt essen sie bewusster, und wir beschweren uns, dass sie uns das Steak madig machen. Denk an die Zukunft! Sie tun es, und wir werfen ihnen Panikmache vor.
Vielleicht sollten wir uns mal an die eigene Nase fassen. Die Wahrheit ist: Die Jugend ist weder faul noch naiv. Sie hat einfach keine Lust, in einer Welt zu leben, die wir mit unserer Bequemlichkeit ruiniert haben.
Natürlich gibt es auch ältere Menschen, die die Jugend unterstützen. Aber dann gibt es auch jene, die sich hinstellen und sagen: Die sollen erst mal Steuern zahlen, bevor sie was fordern!
Ähm, Moment mal! Wir haben doch jahrzehntelang Steuern bezahlt, oder? Was haben wir damit erreicht? Einen Planeten, der aussieht wie eine Bratpfanne nach einem missglückten Kochversuch. Vielleicht sollten wir froh sein, dass die Jugend wenigstens versucht, die Küche aufzuräumen.
Letztlich bleibt die Frage: Wer sind hier die wahren Träumer? Die Jugend, die sich für einen Wandel einsetzt? Oder wir, die weiterhin glauben, dass alles so bleiben kann wie bisher?
Vielleicht ist es an der Zeit, die Rollen neu zu verteilen: Lasst die Jugendlichen für eine gewisse Zeit die Entscheidungen treffen, und wir Erwachsenen dürfen mal ein bisschen träumen … von einer Welt, in der wir endlich auf sie hören.
Montag ist ein guter Tag für Ironie. Aber vielleicht ist es auch ein guter Tag, um aufzuhören, uns selbst zu belügen. Danke.