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Persönlicher Kommentar

Was wir verdienen: Internationaler Tag zur Beseitigung der Armut

Zum heutigen „Internationalen Tag zur Beseitigung der Armut“ wollen wir uns mit einem Thema beschäftigen, zu dem man traditionell in der deutschen Gesellschaft lieber schweigt: Dem Gehalt. Jeder Fünfte in Deutschland rangiert im untersten Einkommensbereich und muss mit einem Nettoeinkommen von weniger als 16.300 Euro im Jahr auskommen. Von diesem Personenkreis sind überdurchschnittlich oft Menschen aus Haushalten von Alleinerziehenden betroffen. Und: Bei Personen in Haushalten mit zwei Erwachsenen und drei oder mehr Kindern hatten 57,7 Prozent ein Nettoeinkommen von unter 22.000 Euro.* Das lässt darauf schließen, dass Kinder immer noch ein Armutsrisiko in Deutschland sind.

Hinzu kommt, dass durch die steigenden Energie- und Lebensmittelpreise die Verbraucherpreise im September gegenüber dem Vorjahresmonat laut Statistischem Bundesamt um 10 Prozent zulegten. Damit ist die Inflation auf dem höchsten Stand seit etwa 70 Jahren! Der russische Angriff auf die Ukraine sowie Lieferengpässe haben die bereits angespannte Lage verschärft. Für Energie mussten Verbraucher im September 43,9 Prozent mehr zahlen als ein Jahr zuvor, Nahrungsmittel verteuerten sich um 18,7 Prozent.**

Und ja, die Bundesregierung hat als Reaktion inzwischen einen Abwehrschirm von bis zu 200 Milliarden Euro angekündigt. Davon soll auch die geplante Gaspreisbremse finanziert werden. Es darf allerdings in Frage gestellt werden, ob die große soziale Ungleichheit in Deutschland dadurch verringert werden kann. Rund 13 Millionen Menschen waren bereits 2021 in Deutschland armutsgefährdet. Das entspricht 15,8 % der Bevölkerung Deutschlands. 

Eine Person gilt nach EU-Definition als armutsgefährdet, wenn sie über weniger als 60 % des mittleren Einkommens der Gesamtbevölkerung verfügt. 2021 lag dieser Schwellenwert für eine alleinlebende Person in Deutschland bei 15.009 Euro netto im Jahr, für zwei Erwachsene mit zwei Kindern unter 14 Jahren bei 31.520 Euro.*** 

Auf der anderen Seite des Spektrums gehören in Deutschland inzwischen 1,63 Millionen Menschen zu den Personen, die über ein anlagefähiges Vermögen von mindestens einer Million Dollar verfügen. Damit bleibt Deutschland in der Rangliste der Staaten mit den meisten Dollar-Millionären auf Platz drei. Der Reichtum der Millionäre in Deutschland macht einen großen Teil des Gesamtvermögens der privaten Haushalte hierzulande aus. ****

Die ÖDP setzt sich seit Jahren für ein sozialversicherungspflichtiges Pflege- und Erziehungsgehalt ein, das die familiäre Sorgearbeit gerecht finanziert, ohne in ein Armutsrisiko zu führen. Zum Grundsatzprogramm (Teil 1)

Außerdem sollten endlich Millionäre gerecht besteuert werden. Wir wollen mehr soziale Gerechtigkeit und daher eine andere Finanzierung der sozialen Sicherung – weg von Sozialversicherungsbeiträgen, die alleine durch den Faktor Arbeit finanziert werden und hin zu einem umlagefinanzierten Steuersystem, in das alle einzahlen und insbesondere auch Gewinne und Vermögen, die nicht durch Arbeit erwirtschaftet werden, mit einbezogen werden. Zum Grundsatzprogramm (Teil 2)

* https://www.tagesschau.de/wirtschaft/verbraucher/geringes-nettoeinkommen-unerwartete-ausgaben-101.html

** https://www.zeit.de/news/2022-10/13/inflation-auf-hoechstem-stand-seit-etwa-70-jahren

*** https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2022/08/PD22_327_634.html

**** https://www.tagesschau.de/wirtschaft/finanzen/vermoegen-deutschland-millionaere-101.html

Autor/in:
Anja Kistler
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