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Persönlicher Kommentar

Wir werden teilen müssen

Die angekommenen und noch ankommenden Menschen brauchen alles, was Menschen eben so brauchen. Da nicht alles beliebig vermehrbar und preisgünstig zu besorgen ist, werden wir wohl in bestimmten Bereichen teilen müssen: Öffentliches Geld, Wohnraum, Arbeit. Das dürfte möglich sein: Weit ärmere Länder wie z.B. der Libanon oder Jordanien haben mit begrenzten Ressourcen in den letzten Jahren weit höhere Flüchtlingszahlen bewältigt.

Wir werden aber auch noch andere „Güter“ teilen müssen - besser gesagt: Wir werden sie mit-teilen müssen. Die Kernideen des Grundgesetzes teilen sich nämlich den zuwandernden Menschen nicht von alleine mit. Menschenwürde, Gleichberechtigung der Geschlechter, Meinungsfreiheit, rechtsstaatliches Verfahren der Konfliktregelung, Demokratie und Föderalismus, aber auch Tierschutz und Umweltverantwortung – all dies wird nur durch Menschen vermittelt, die von diesen Ideen nicht nur wissen, sondern von ihnen begeistert sind. Und sie werden nicht nur per Vortrag oder mittels Texten mitgeteilt, sondern am besten und wirksamsten vorgelebt.

Ich fürchte, dass Integration auch scheitern kann, wenn nämlich die Menschen in der aufnehmenden Gesellschaft ihre eigenen Leitideen zu wenig schätzen. Wenn wir diese Grundsätze nur noch leidenschaftslos  verwalten statt sie aktiv den Ankömmlingen mitzuteilen, im Alltag vorzuleben und gegen konträre Konzepte auch aktiv zu verteidigen, wird eine große Chance vertan.

Autor/in:
Bernhard G. Suttner
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